Wassertropfen

29. November, 2018 - Lesezeit: 8 Minuten

Lesedauer 5 Minuten

Wassertropfen Fotografieren.

Vor einiger Zeit habe ich einen Artikel über das Fotografieren von Wassertropfen gelesen und dachte mir, dass wäre exakt die richtige Beschäftigung für die Schlechtwettertage.

Zunächst habe ich damit begonnen, die Kamera vor dem Waschbecken aufzubauen und schlicht die aus dem Wasserhahn kommenden Tropfen zu fotografieren.
Leider ist man bei dieser Methode wenig flexibel und steht ggf. auch den anderen Familienmitgliedern im Weg rum :-)

 

Ich fand es auch extrem schwierig exakt im richtigen Moment auszulösen, da sich unsere Wasserhähne nicht so fein einstellen lassen. Der Unterschied zwischen Tröpfeln und Wasserstrahl ist leider nur sehr gering.

Das Setup

Also musste eine Alternative her – viel Geld sollte die aber nicht verschlingen, da ich nicht sicher war ob mir diese Tropfenfotografie Spass machen würde. Dementsprechend habe ich mich dann nach vorhandenen Dingen umgeschaut, die sich vielleicht nutzen lassen.

Gewöhnlich neigt Wasser dazu von oben nach unten zu fliessen, zumindest wenn kein zusätzlicher Druck erzeugt wird. Ein alter ausrangierter Kleiderständer schrie gerade danach hier eingesetzt werden zu können. Es gehen für den Anfang aber auch andere Dinge.
Ich habe von Leuten gehört die die Deckenlampe als Halterung benutzen. Wichtig ist im Grunde erst einmal nur, dass der Wasserbehälter höher hängt als das Ende des Schlauchs aus dem das Wasser tropfen soll.

Als Behälter dient bei mir eine Flasche aus der Apotheke die einen Deckel hat in welches das eine Ende eines Infusionsschlauches passt.
Das Infusionsset/Schlauch erhaltet Ihr für wenig Geld ebenfalls in der Apotheke – oder auch online. Das schöne an einem solchen Infusionsset ist, dass man den Tropfenfluss regulieren kann.
Dementsprechend kann man darüber regeln in welcher Geschwindigkeit die Wassertropfen in den Behälter prallen.
Je nachdem wo/wie Ihr das befestigt muss der Schlauch etwas gekürzt werden.

Zusammenfassung

Hier noch einmal zusammengefasst die Dinge die ich für den reinen Aufbau des Tropfenapparates verwende:

  • Kleiderständer oder andere halbwegs stabile Konstruktion an dem sich der Wasserbehälter anbringen lässt
  • Kordel zum fixieren des Behälters
  • Auf die richtige Länge gekürztes Infusionsset
  • Handtuch/Aufnehmer für kleinere Missgeschicke(der Stecker des Infusionssets neigt ab und an dazu sich zu lösen….)

Nun fehlt noch der Behälter in welches das Wasser tropfen soll. Generell lassen sich hier viele bereits im Haushalt vorhandene Geräte nutzen:
Vasen, Schüsseln oder ein dichtes Backblech.
Der ideale Füllstand ist 1-2 cm, dann ist die Höhe der aufprallenden Tropfen schön gross.

Auffangbecken

Diese Gegenstände haben leider meist einen recht hohen Rand, so dass man fast immer von Oben nach Unten knipst. Die schönsten Bilder entstehen allerdings mit möglichst flachem Aufnahmewinkel.
Im Idealfall ist das Auffangbecken also möglichst flach und lang (sonst sieht man auf den Bildern den hinteren Rand).
Mit diesem Ideal kommt man leicht an die Grenzen der im Haushalt vorhandenen Gegenstände.
Anbieten tut sich z.B. eine Auffangschüssel für Waschmaschinen, diese sind flach und gross genug. Falls Ihr mit dem Gedanken spielt Euch so eine Schüssel zu kaufen: Nehmt auf jeden Fall eine mit Abflusschlauch – sonst braucht Ihr garantiert beim Abbau den Aufnehmer.

Egal was Ihr benutzt oder kauft – bedenkt bitte Folgendes:
Die meisten dieser Gegenstände haben im Boden eine Prägung des Herstellers oder ein Logo. Wenn Ihr mit klarem Wasser für die Wassertropfen arbeitet sieht man dieses Logo auf den Bildern… Besonders wenn  Ihr aus höherem Winkel knipst.

Das wirkliche Ideal um Wassertropfen zu fotografieren ist eine halbdurchlässige Plexiglasschüssel/Wanne ohne Herstellerprägung – diese habe ich aber nirgends fertig gesehen.
Hier hilft wahrscheinlich nur die Platten zuschneiden lassen und selber zusammen bauen.
Momentan nutze ich schlicht eine Plastikschüssel aus dem Billigladen – diese positioniere ich so, dass auf den Bildern die Stanzung nicht zu sehen ist.
Leider ist aber auch hier der Rand recht hoch, so dass über Kurz oder Lang wohl die Schere zum Einsatz kommen wird. Dann wird die Seite von der ich fotografiere ein wenig niedriger geschnitten.

Kameraaufbau

Wenn die Konstruktion steht geht es an den Aufbau der Kamera.
Unbedingt erforderlich ist ein Stativ – Tropfenfotos freihand zu machen ist pures Glücksspiel und sorgt für mehr Frust als Freude.
Idealerweise löst Ihr die Kamera per Kabel/Fernauslöser aus um Verwackler zu vermeiden.

Als Objektiv kommt im günstigsten Fall ein Makro zum Einsatz – es funktioniert aber auch mit anderen Objektiven. Für den Anfang würde ich nicht viel Geld für ein Makroobjektiv nur für diese Art der Fotografie investieren.
Wenn Ihr tiefer in die Tropfenfotografie einsteigen möchtet könnt Ihr immer noch eines bestellen.

Stellt die Kamera nicht zu nah an die Auffangschüssel – auch kleine Tropfen spritzen.
Ich benutze ein 90mm Makro mit Gegenlichtblende und Schutzfilter – ich reinige lieber den Filter als das Objektiv, sollte sich doch einmal ein Tropfen auf der Linse verirren. Im Normalfall ist der Abstand bei einem 90mm Makroobjektiv allerdings gross genug um Wasserspritzer zu vermeiden.

Bei der Tropfenfotografie werden Vorgänge dargestellt, die wir mit blossem Auge nicht wahrnehmen können da sie sehr schnell ablaufen.
Ihr ahnt es schon: Die Belichtungszeiten sollten möglichst kurz sein. Es sei denn Ihr nutzt einen externen Blitz. Dazu später mehr, die ersten Versuche klappen durchaus mit Umgebungslicht.

Scharfstellen

Eine weitere Herausforderung ist das genaue Scharfstellen auf den Tropfen. Hier könnt Ihr Euch mit einer Schraube als Fokussierungshilfe behelfen:
Ihr dreht nun das Infusionsset langsam auf, damit die Wassertropfen zunächst langsam herauskommen.
Nun positioniert Ihr eine Schraube exakt am Aufprallpunkt, d.h. der Wassertropfen trifft genau oben auf die Schraube.
Die Kamera stellt Ihr nun genau auf die Schraube scharf. Entweder Ihr nutzt den Autofokus oder stellt manuell scharf. Wichtig ist, dass nach dem Scharfstellen der manuelle Fokus eingestellst ist, ansonsten versucht der Autofokus immer wieder auf die Tropfen scharf zu stellen.

Aufgrund der geringen Entfernung der Kamera zum Aufprallpunkt ergibt sicht eine relativ geringe Schärfentiefe.  Ihr solltet also eine relativ kleine Blende (hohe Blendenzahl) einstellen. Bei mir hat sich Blende 16 als optimal ergeben.
Dies führt ohne Blitz ggf. zu langen Belichtungszeiten und dementsprechender Bewegungsunschärfe. Arbeitet Ihr ohne Blitz müsst Ihr ein wenig experimentieren und den besten Kompromiss zwischen Blende und Belichtungszeit herausfinden. Ggf. hilft ein Hochsetzen der ISO Zahl um die Belichtungszeit zu verkürzen.
Am besten stellt Ihr die Kamera auf Manuell und spielt mit den Werten. Zum Testen ob Ihr Spass an der Tropfenfotografie habt, reicht das allemal.

Wenn Ihr dann tiefer einsteigen möchtet, dann empfehle ich auf jeden Fall ein externes Blitzgerät.

Nehmen wir einmal an, Ihr habt nun alles zusammen:

  • Kabel/Fernauslöser für die Kamera
  • Stativ
  • Externes Blitzgerät
  • Funkauslöser für das Blitzgerät

Die Tropfvorrichtung ist ebenfalls aufgebaut und die Kamera auf die Fokussierungshilfe scharf gestellt.

DerBlitz

Das Blitzgerägt stellt Ihr für den Anfang auf 1/128 wenn die Bilder zu dunkel werden testet mit 1/64 oder 1/32.
Die Kamera steht auf Manuell und die Blende auf 16.
Die Belichtungszeit ist eher zweitrangig, da die Tropfen alleine durch den Blitz eingefroren werden. Hierzu müsst Ihr den Raum möglichst verdunkeln.
Da sich mein Arbeitsraum nicht komplett abdunkeln lässt, stelle ich an der Kamera 1/125 als Belichtungszeit ein.
ISO steht auf 200 um das Rauschen möglichst gering zu halten.
Der Auslöser steht auf Serienbild.

Ihr werdet bei diesem Setup auf dem Display der Kamera rein gar nichts sehen, ausser tiefer Dunkelheit.

Der Test

Nun dreht Ihr den Regler des Infusionssets auf – nach kurzer Zeit habt Ihr in etwa den Rhythmus der Wassertropfen durch Hören herausbekommen.
In diesem Rhythmus löst Ihr die Kamera aus.

Sind die Bilder zu hell, stellt das Blitzgerät etwas weiter weg. Sind die Bilder zu dunkel, dann stellt den Blitz näher heran.
Bei zu dunklen Bildern hilft auch ein Anheben der ISO Zahl – hier müsst Ihr testen wann das Rauschen der Kamera zu hoch wird.

Wenn die ersten Bilder korrekt belichtet und die Wassertropfen  knackscharf auf der Speicherkarte sind, dann sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Variiert den Tropfenfluss, gebt ein wenig Milch in die Flüssigkeit, färbt mit Lebensmittelfarbe.

Mehr Möglichkeiten um Wassertropfen zu fotografieren

Weitere Möglichkeiten:

  • Nutzt farbige Fotokartons als Hintergrund
  • Bilder/Weltkarten als Hintergrund die sich in den Wassertropfen spiegeln gehen ebenfalls
  • Dickt das Wasser z.B. mit Guarkenmehl etwas an
  • Nutzt andere Flüssigkeiten als Wasser wie z.B. Säfte.
  • Blitzt mit Farbfolien
Noch mehr

Es gibt unendlich viele Möglichkeiten und auch wesentlich professionellere Setups für den Fluss der Wassertropfen.

Was man mit den Wassertropfen bzw. Highspeedfotografie alles machen kann hat Daniel Nimmervoll eindrucksvoll auf seiner Webseite dargestellt:
http://www.nimmervoll.org/

Daniel Nimmervoll hat hierzu auch ein sehr schönes Buch veröffentlicht. Dort ist auch sein wesentlich professionelleres Setup beschrieben.
Wenn ihr Euch tiefer mit der Fotografie von Wassertropfen beschäftigen wollt, sollte ihr in das Buch investieren.

Ich wünsche Euch viel Spass beim Wassertropfen Fotografieren und da ich selber noch Anfänger bin, würden mich Eure ‚Setups‘  natürlich interessieren.

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